Tacheles mit Aviel – Zuerst nehmen wir Jerusalem, dann Tel Aviv

Am Sonntagabend gab es in Tel Aviv einen Streit um die öffentlichen Gebete am Dizengoff-Platz während des Jom Kippur, dem Tag der Versöhnung und der heiligste Tag des Judentums. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu verurteilte das Verhalten von „Linksextremisten“, während Yair Lapid und Benny Gantz die Schuld bei den religiösen Juden suchten und Netanjahu vorwarfen, nur aus politischen Gründen Gewalt im Volk zu schüren. Hinter dem Streit und der Feindseligkeit in Tel Aviv steckt mehr als nur der Hass auf religiöse Juden und das getrennte Beten an Jom Kippur. Die Menschen im Land fürchten, dass nach Jerusalem auch Tel Aviv erobert wird. Das höre ich von den Bewohnern der Küstenstadt.

DIE BEWEGUNG ZUR „RETTUNG DER DEMOKRATIE ISRAELS“ IST IN WIRKLICHKEIT ANTIDEMOKRATISCH

Es ist ziemlich ironisch, dass die größten Zerstörer der israelischen Demokratie heute diejenigen sind, die im Namen der „Rettung der israelischen Demokratie“ protestieren.

Sie sagen, sie retten Israel vor der Diktatur, ignorieren jedoch die Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten unter einer Justizdiktatur leben.

Das israelische Rechtssystem hat die „Angemessenheitsklausel“ erst in den frühen 1980er Jahren eingeführt, um das geschriebene Gesetz zu ignorieren und stattdessen ihr eigenes „angemessenes“ Denken zu verwenden. Zwischen den Jahren von1948-1980 existierte es nicht.

Höre deinen Nächsten wie dich selbst

Die Knesset will heute über einen umstrittenen Gesetzesentwurf abstimmen, der die Überprüfung der Angemessenheit von Entscheidungen gewählter Beamter einschränken soll. Damit hätte die Regierung ein mögliches Schlupfloch, das Rechtssystem im Notfall überstimmen zu können. Der Gesetzentwurf soll im Eiltempo durch das Gesetzgebungsverfahren gebracht werden, damit er bis zum Ende der Sommersitzung der Knesset am 30. Juli in Kraft treten kann. Heute Abend soll die erste von drei erforderlichen Abstimmungen im Plenum stattfinden. Morgen planen die Gegner der Reform landesweite Störungen. Verkehr und Wirtschaft sollen lahmgelegt werden